Interview: In the Driver’s Seat mit zwei Generationen von leidenschaftlichen Fahrzeugsammlern – Dr. Manfred Wolf & Felix Wolf


Manfred and Felix Wolf

Zwei Generationen, zwei Concours, eine Leidenschaft: classic cars

Herr Wolf, in diesem Jahr präsentieren Sie im Main Concours einen Lamborghini Countach LP 400 von 1976, ein Automobil gewordener Traum vieler Sammler.

Es ist mir eine ganz besondere Ehre und große Freude, nach der letztjährigen Teilnahme mit dem Lancia Stratos HF nunmehr mit dem Lamborghini Countach LP 400 einen weiteren Kindheitstraum, wiederum aus der Feder des genialen Marcello Gandini, bei dieser von Anfang an hochkarätig besetzten und im wahrsten Sinne illustren Top-Veranstaltung präsentieren zu dürfen und dies auch noch in Begleitung meines Sohnes als Mitteilnehmer.

Erinnern Sie sich an Ihre erste Begegnung mit dem Countach, und was Sie letztlich dazu bewogen hat, dieses Exemplar in Ihre Sammlung aufzunehmen?

Natürlich! Die erste „Begegnung“ war – wie wohl bei den meisten, die das Glück genießen, sich Kindheitsträume zu einem späteren Zeitpunkt erfüllen zu können – in einem Autoquartett.

Der Countach war die in Höchstgeschwindigkeit und Beschleunigung unschlagbare Ass-Karte, von Anfang an das Traumauto schlechthin für mich, was sich nie geändert hat. Auf der Autobahn Salzburg- München ergab sich dann Ende der Siebziger Jahre für mich immer noch als Kind die erste reale Begegnung mit einem Countach, einem LP 5000 mit Heckflügel, die zu meinem Leidwesen nur von sehr kurzer Dauer war, weil mein Vater trotz heftigen Anfeuerungen meinerseits und durchaus redlichem Bemühen seinerseits fahrzeugtechnisch nicht in der Lage war, die „Verfolgung“ aufzunehmen.

Der nun am Tegernsee von mir präsentierte Countach war tatsächlich der erste LP 400, also das Urmodell in seiner reinsten Form, den ich je live sah. Das war 2012 auf der Retro Classic in Stuttgart, und ich wusste sofort, den muss ich haben.

Sammeln kann viele Motivationen haben: Historische Bedeutung, Design, Technik, Emotion. Was treibt Sie an?

Es mag seltsam klingen, aber für mich fallen diese Begriffe zumeist zusammen, jedenfalls bei den italienischen Fahrzeugen, die ich – auch aus diesem Grunde – ausschließlich sammle. Primär löst natürlich die Emotion den Sammlerinstinkt aus. Die Emotion speist sich aber aus der einzigartigen Kombination von phantastischem Design und Spitzentechnik, welche regelmäßig zugleich auch die historische Bedeutung der Fahrzeuge begründen. Diese Koinzidenz findet sich nach meinem Dafürhalten nirgendwo anders.

Sie treten nicht allein auf, sondern gemeinsam mit Ihrem Sohn Felix, der im Emerging Collectors Concours startet. Was bedeutet es Ihnen, diese Leidenschaft innerhalb der Familie weiterzugeben?

Sehr viel, zumal mir die Leidenschaft schon von meinem Vater, der mich und meinen Sohn auch heute noch tatkräftig unterstützt, weitergegeben wurde; es liegt also schon eine gewisse Familientradition und –passion vor. Es ist schön, zu sehen und zu erleben, dass das, wofür man sich selbst schon als Kind begeistert hat und was einem immer noch am Herzen liegt, auch in der nächsten Generation Wertschätzung findet und Leidenschaft entfacht.

Gibt es ein automobilhistorisches Modell, das Sie selbst noch gerne einmal im Concours-Kontext zeigen würden?

Lassen Sie sich überraschen! Ich hoffe nämlich, auch in den kommenden Jahren seitens Ihrer Jury die Chance zu erhalten, mit weiteren Fahrzeugen aus meiner Sammlung teilnehmen zu dürfen.

Dr. Manfred Wolf und Sohn Felix Wolf
Dr. Manfred Wolf und Sohn Felix Wolf

Lieber Felix, Sie gehen beim Emerging Collectors Concours mit einem Alfa Romeo Spider 2000 Veloce von 1981 an den Start, ein charaktervoller Youngtimer mit Stil. Warum genau dieser Alfa Romeo, was verbindet Sie mit dem Spider?

Der Spider ist das erste Auto meines Vaters gewesen. Er hat ihn 1986 gebraucht gekauft und zusammen mit meinem Opa, einem gelernten KFZ-Mechaniker, selbst komplett restauriert hat. Mein Vater hat zusammen mit meiner Mutter alle Urlaubsreisen nach Italien mit dem Spider unternommen. Zu meinem 18. Geburtstag hat er ihn mir dann geschenkt, so dass er auch mein erstes Auto ist.

Der Spider steht für italienische Leichtigkeit, Freiheit und Stilbewusstsein. Wie fühlt es sich an, damit im Kreis international bedeutender Sammler aufzutreten?

Ich kann es eigentlich gar nicht glauben, dass ich die Gelegenheit habe, mit meinem Spider hier dabei zu sein, in diesem Umfeld, bei der „Konkurrenz“, diesem Ambiente. Es fühlt sich einfach nur großartig an!

Als Vertreter der jungen Generation klassischer Automobilliebhaber: Was fasziniert Sie an analogen Fahrzeugen, im Gegensatz zur digitalen Welt von heute?

Die Unmittelbarkeit des Erlebens der analogen Technik macht den ganz großen Unterschied im Fahrgefühl und daraus resultierend auch im Fahrspaß. Dazu gehört aber auch, verantwortungsbewusst mit dieser Technik ohne elektronische Sicherheitssysteme umzugehen, ganz nach dem Motto, dass sich das wichtigste Assistenzsystem zwischen den Ohren des Fahrers befindet. Abgesehen von der reinen Technik stellen diese Fahrzeuge für mich den absoluten Höhepunkt der Automobilästhetik dar.

Klare, in sich stimmige Formen, kein geradezu willkürlich „zerknülltes“ oder „aufgeschwemmtes“ Design wie es heute leider an der Tagesordnung ist. Natürlich unterlag das Design damals auch wesentlich geringeren Vorgaben und Anforderungen aus Sicherheits-, Umwelt- oder Kostenaspekten, so dass diese zum Teil herrlich unvernünftigen, unpraktischen und nur der Ästhetik verpflichteten Kreationen entstehen konnten.

Was bedeutet es für Sie, gemeinsam mit Ihrem Vater an einem solchen Wochenende teilzunehmen – zwei Generationen, zwei Fahrzeuge, eine Leidenschaft?

Eigentlich sind wir zusammen mit meinem Opa, der als Zuschauer auch dabei sein wird, sogar drei Generationen. Da bin ich schon ein wenig stolz darauf, allzu viele werden das nicht für sich in Anspruch nehmen können. Zugleich schließt sich gewissermaßen der Kreis, weil ich in die Fußstapfen meines Opas getreten bin: Zunächst habe ich einen Abschluss als KFZ-Technikermeister gemacht und dann zwei Jahre in Miami bei Vantage Motorworks im Bereich der Fahrzeugrestaurierung gearbeitet, wo ich sogar ein von mir mit vorbereitetes Fahrzeug in Pebble Beach beim Concours d´Elegance auf die Showbühne fahren durfte.

Nur mein Vater fällt beruflich aus der Reihe und ist insoweit gewissermaßen das schwarze Schaf der Familie.

Haben Sie schon ein konkretes Traumfahrzeug, das Sie sich in Zukunft gerne erfüllen und vielleicht selbst einmal im Concours zeigen würden?

Da gibt es durchaus mehrere, mein momentaner Favorit wäre aber ein Lancia Rally 037 Gruppe B in Martini – Livrée.

Veröffentlicht in: Interview